#34: Virtual Reality und 360-Grad-Videos – die Empathie-Maschine
Ältere Semester erinnern sich: Vor 20 Jahren öffnete der Brite Jamiroquai sein legendäres Album «Travelling Without Moving» (!) mit dem Track «Virtual Insanity». Er hatte freilich nicht die geringste Ahnung, in welchen «Irrsinn» uns die neue virtuelle Ebene führen würde. Heute klemmen wir eine Pappschachtel (Cardboards) vor die Augen und katapultieren uns mit smarten Applikationen in völlig neue (Gefühls-) Welten.
Augmented Reality, Virtual Reality, 360-Grad-Videos – was jetzt?
Wo Neues entsteht, wird versucht, es zu verstehen, erzählen und zu benennen. So auch bei dieser «virtuellen Realität». Hier der Versuch einer Einordnung: Während man bei der Augmented Reality lediglich einen Informations-Layer beifügt, bewegt man sich in der Virtual Reality (VR) regelrecht im virtuellen Umfeld drin. Beim 360-Grad-Video hingegen steht man ohne Bewegung im Bild, nimmt via Kopfbewegung aber wörtlich das ganze Umfeld rundherum wahr.
Das 360-Grad-Video als Empathie-Maschine
Wer Online-Kommunikation plant, denkt über Dialog und Inhalte nach. Letzteres ist aufwändig – nicht nur in der Produktion, auch in der Wahrnehmung der Empfänger. Im Kampf um Aufmerksamkeit greift man darum gerne zu Bildern, immer mehr auch zu Videos. Bereits das ist viel direkter und emotionaler. Mit einer nutzergesteuerten Rundumsicht gewinnt der Inhalt deutlich an Kraft und Einfühlqualität – das 360-Grad-Video wird zur Empathie-Maschine (Chris Milk, VR-Vordenker hier im TED-Talk).
Von Afrika in die Eigernordwand – eindrückliche Praxisbeispiele
Was das heisst, zeigten die beiden Referenten am 34. Social Media Gipfel eindrücklich:
Remo Schläpfer, Leiter Medien und Kampagnen vom Kinderdorf Pestalozzi erzählte vom 360-Grad-Video über Ezekiel, einen Schulbuben in einem kleinen Afrikanischen Dorf. Vor Ort wurde das Video mit Unterstützung des VR-Content-Studio Bandara gedreht – mit einigen technischen und konzeptionellen Hindernissen. Wir lernen: Eine 360-Grad-Perspektive ist zwar hochemotional – aber auch aufwändig. Das Video wird heute verwendet im Besucherzentrum des Kinderdorfes und für die Kommunikation mit verschiedensten Zielgruppen. Auch internen: So tut ein emotionaler Einblick in ein Afrikanischen Schülerleben auch den jungen Bewohner/innen oder Besucher/innen des Kinderdorfes gut.
Als Head Of Marketing Communications von Mammut ist Christian Gisi in der Zwickmühle: Da ist eine Fülle von Bildern und Geschichten – aber auch ein beschränktes Budget für die aufwändige Produktion und Distribution. Es fehlt die Kraft für teure, weltweite Plakat- oder TV-Kampagnen. Mit dem #Projekt360 setzt man auf digitales Storytelling mit Rundum-Appeal: Die schwierigsten Routen der Bergwelt werden mit einem VR-Equipment bestiegen und werden so nahbar und erlebbar. Traditionelle Medien nehmen den anschaulichen Stoff gerne auf – und geben der Kampagne Kraft.
Vom übergrossen Interesse am Thema und der emotionalen Nähe zum Publikum zeugten am #smgzh (Twitterwall) die vielen Teilnehmenden und das schöne Echo. Diese Perspektive lässt niemanden kalt.
Sponsor: Den Anlass mit Kaffee, Gipfeli und Technik möglich machen jedes Mal engagierte Sponsoren: Dieses Mal war es die Katholische Kirche des Kantons Zürich, die sich schon seit Jahren (auch) im Social Web engagiert. Wir danken ganz herzlich für diese Unterstützung.