#46: Politisches Engagement im Social Web

#46: Politisches Engagement im Social Web

Am 46. Social Media Gipfel zum Thema «Politisches Engagement im Social Web» gaben zwei Experten Einblick, wie sich die politische Kommunikation durch Soziale Medien verändert hat: Lukas Golder, Leiter des Meinungsforschungsinstituts gfs.bern und Zoë Maire, Bereichsleiterin easyvote beim Dachverband Schweizer Jugendparlamente.

Lukas Golder gab Einblick in einen Werkstattbericht zur Abstimmungskampagne der Selbstbestimmungsinitiative. Dabei untersuchte er Social-Media-Beiträge und ordnete sie Emotionen zu. Das Resultat: In der Abstimmungsdebatte herrschen positive Emotionen vor. Und Emotionen sind wichtig. Kampagnen, die mit «Emotional Spinning» arbeiten, erreichen mit wenig Aufwand eine relativ grosse Wirkung. Hierfür werden bestehende Themen und vorherrschende Gefühle aufgenommen, neu eingeordnet und für die eigene Kampagne eingesetzt. Die Herausforderung liegt vor allem im Dialogaufbau. Denn erst durch Interaktion entsteht für die Wähler ein emotionaler Bezug und damit Relevanz.

Zoë Maire zeigte, wie easyvote via Instagram die jungen Stimmberechtigten zum Abstimmen animiert. Auf einer Plattform, auf der Politik in der Schweiz bisher kaum stattfindet. Schweizer Parteien und Politiker haben Mühe, genügend Follower zu erreichen und schaffen es nicht, authentisch und nah an der Zielgruppe aufzutreten. Das Problem: Politik funktioniert nicht wie Social Media; sie ist nicht sexy, nicht schnelllebig und es gibt in der Schweiz kaum politische Influencer. Hier steckt noch viel Potenzial. easyvote weiss, wie sie die jungen Leute erreichen: Humorvolle, interessante Inhalte mit einem einfachen Handlungsaufruf kombinieren.

Fünf Learnings für die politische Kommunikation im Social Web

Aus den Referaten der beiden Experten nehmen wir fünf Learnings mit für die Kommunikation:

  • Emotionen sind wichtig: Politische Diskussionen sollen nicht emotionslos sein. Emotionen politisieren und wer betroffen ist, engagiert sich.
  • Mit Unterhaltung abholen: Junge Wählerinnen und Wähler möchten unterhalten werden. Wer die Aufmerksamkeit mit unterhaltsamen Inhalten auf sich lenken kann, hat die Chance, seine seriösen Inhalte zu vermitteln.
  • Nicht belehren: Erhobene Zeigefinger sind unbeliebt. Politische Kommunikation im Social Web funktioniert, wenn sie positiv, motivierend und auf Augenhöhe stattfindet.
  • Authentisch bleiben: Junge Erwachsene wollen kein Theater sehen. Und nichts ist peinlicher, als Trends von gestern wieder aufzuwärmen.
  • Regelmässigkeit und Konstanz: Regelmässige Kommunikation legt die Basis für Glaubwürdigkeit und macht eine politische Organisation oder Person spürbar. Eine Menge Instagram-Posts vor Abstimmungen und dazwischen gähnende Leere wird wenig zielführend sein. Gerade junge Leute müssen für jedes Thema erneut aktiviert und motiviert werden.
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